Der grosse Stridepianist James P. Johnson war sein Lehrer, und zeit seines Lebens spielte Waller mit der linken Hand die mächtige, rollende Rhythmik des
Meisters. Aber Wallers rechte Hand wirkte leichter, melodischer, einfach unbezähmbar. „Die Konzentration gehört der Melodie", erklärte er einmal, und:
„man muss darauf achten, dass sie nie langweilig wird."
Wallers Musik war nie langweilig. Über 400 Songs verkaufte er an Verleger, manchmal für den Spottpreis von 50 Dollars. Dafür manche Stücke allerdings gleich mehrfach.
„Man musste sie einfach kaufen", sagte Irving Mills, auch wenn man wusste, dass er den gleichen Song jemandem an der nächsten Strassenecke oder sogar
im gleichen Lokal schon einmal verkauft hatte".
Es werden nochmals ein paar Aufnahmen von Henry Threadgill zu hören sein, wobei das eine oder andere Stück mit Aufnahmen anderer Musiker ergänzt wird, die sich direkt oder indirekt
auf die Threadgill-Stücke beziehen.
Anschliessend hören wir Musik von Cecil Taylor. Dies im Andenken an den am 5. April d.J. im Alter von 89 Jahren verstorbenen genialen Pianisten.
Oft nannte er sich an Konzerten „The Piano Player“. Nun, bald 45 Jahre nach seinem Tod, hören wir ihn uns als Pianisten an. Es ist für mich erstaunlich,
wie modern und zeitgenössisch sein Klavierspiel wirkt. In seiner Frühzeit war es typischer Harlem-Stride, aber schon damals mit ellingtonischer Färbung,
später wurde es zu einem eigenen, höchst persönlichen Stil und war und ist immer noch spannend anzuhören.
Wir führen uns eine Auswahl aus verschiedenen Pianoaufnahmen zu Gemüte, u.a. auch ein Duett mit Wild Bill Davis. Offenbar nahm Duke Ellington Wild Bill
in seine Band auf, um seinen Starsolisten Johnny Hodges nicht an diesen zu verlieren.
In einer Würdigung der Schweizer Schlagzeuger, die in diesen Jahren ihren 80. Geburtstag feierten, schrieb ein Kritiker: „ … und über allen thront Pierre Favre.“ Kein Wunder, er war einer der Ersten, der sich völlig allein auf eine Bühne wagte und mit Solokonzerten Begeisterungsstürme entfachte – jenseits von „schneller, höher, lauter“. Und es gibt wohl kaum einen jungen Kollegen, der nicht in der einen oder anderen Weise durch seine Schule gegangen ist.
Angefangen hatte er, wie alle anderen auch, mit Dixieland, dann sorgte er in der Big Band von Max Greger und im Orchester von Radio DRS für den rechten Schwung, er entwickelte einen „gemässigten Free Jazz“, er arbeitete mit den Grössten der Grossen und wurde zum Meister der leisen Töne.
Pierre Favre, der „Philosoph und Poet an den Trommeln“ erzählt uns aus seinem Leben, spielt einige Müsterchen aus seinem immensen Schaffen vor und weist auf die eine oder andere Finesse hin, die uns sonst wohl verborgen bliebe.
Diesen einmaligen Anlass, wo uns ein Musiker mit weltweiter Reputation beehrt, sollte niemand verpassen.
Pianist, Komponist, Arrangeur, Lehrer,
....... der unermüdliche Musik-Unternehmer
Es brauchte die hochgeschätzte Initiative des „Jazz Club Chur“, die Fonda-Stevens Group wieder für ein Konzert zu engagieren, dass ich auf diesen aussergewöhnlich talentierten und äusserst aktiven Jazzmusiker aufmerksam wurde. Der Anlass in Chur war zwar nur von wenigen Fans besucht, der Eindruck dieser Superband dennoch höchst nachhaltig.
Erst bei näherem Hinschauen auf seine Biographie bin ich auch auf Stevens' Zusammenarbeit mit der Formation „In Transit“ um den Saxophonisten Jürg Solothurnmann mit Daniel Studer (b) und Dieter Ulrich (dr) gestossen.
Der Schaffende von über 350 Kompositionen ist als Pianist auf gegen 100 produzierten CD's zu hören. Jetzt 67 jährig, erhielt der Künstler bereits im jungen Alter von 5 Jahren Klavierunterricht. Als Teenager noch mit einer Farfisa-Orgel dem Rock'n Roll zugeneigt, wendet er sich unter dem Eindruck der Musik von Miles Davis und John Coltrane dem Jazz zu. Ab 1980 waren dann seine Lehrer Roland Hanna, Jimmy Heath und Donald Byrd.
Kein Lied konnte so schwach sein, dass er nicht etwas Besonderes daraus gemacht hätte.
Aber es gab auch einen anderen Fats Waller, den die Fans nicht kannten. Er überwand nie den frühen Tod seiner über alles geliebten Mutter, und sein Vater war ein strenger Geistlicher, von dem er sich völlig entfremdete, als er zu spielen begann, was dieser "die Musik des Teufels" nannte. Ein weisser Halbstarker attackierte ihn im Alter von neun Jahren mit einem Messer, ein anderer schoss auf seinen direkt neben ihm stehenden Bruder und verletzte diesen schwer.
Sarah Vaughan | 1924 Newark, NY - 1990 Los Angeles, Ca. |
Carmen McRae | 1920 Harlem, NY- 1994 Beverly Hills, Ca. |
Anita O'Day | 1919 Chicago, Il. - 2006 West Hollywood, Ca. |
Peggy Lee | 1920 Jamestown, ND - 2002 Bel Air, Ca. | Chris Connor | 1927 Kansas City, MO - 2009 Toms River, N.J. | Lena Horne | 1917 Brooklyn, NY - 2010 Manhattan, NY |
Der Posaunist Glenn Miller leitete die erfolgreichste Bigband seiner Zeit und bekam für „Chattanooga Choo Choo“ die allererste Goldene Schallplatte. 1940 brauchte er ein Sekretariat mit neun Mitarbeiterinnen, um all die Briefe der Fans zu beantworten, die in 524 Clubs organisiert waren. In Kansas City nahm er an einem einzigen Abend $ 5.516.31 ein, nach heutigem Geldwert 90.000 Dollars.
Im Alter von 38 Jahren löste er die Band auf und ging zur Army, gründete einen opulent besetzten Klangkörper mit 20 Streichern, 6 Sängern, einem French Horn, je vier statt der üblichen drei Posaunen und Trompeten und sechs statt fünf Saxophonen. Dazu kamen profilierte Solisten wie Peanuts Hucko an der Klarinette und der Trompeter Bernie Privin und eine hervorragende Rhythmusgruppe mit Mel Powell, Carmen Mastren, Trigger Albert und Ray McKinley.
Die wichtigste Aufgabe war, den jungen Soldaten auf den Schlachtfeldern ein bisschen Heimat zu bringen und sie die Gräuel des Krieges für einige
Stunden vergessen zu lassen. Dazu gehörten natürlich Schlager und sentimentale Lieder und Sousa-Märsche, aber immer wieder auch swingende Jazznummern. Mit dieser Mischung brach die neue Band alle Rekorde – und der Erfolg hält bis heute an. Es gibt wohl niemanden, dem der typische Glenn-Miller-Sound kein Begriff ist.
Jutta Hipp wurde in Leipzig geboren, liess sich früh vom verbotenen Jazz-Virus anstecken, floh nach dem Krieg in den Westen und arbeitete als „schönes deutsches Fräulein Jutta“ in den Clubs der amerikanischen Besatzungsmacht.
Sie wird Mitglied der Hans Koller New Jazz Stars und wirkt massgeblich an der Entwicklung des coolen „Frankfurt Sounds“ mit und gewinnt im Deutschen Jazz Poll 1954/55 den 1. Preis als Pianistin, den 2. für ihre Combo und den 3. als Arrangeurin.
Der amerikanische Impresario Leonard Feather entdeckt und fördert sie, sie emigriert nach New York und macht als erste weisse Frau Platten für das renommierteste Label der Zeit, Blue Note. Sie wendet sich vom Cool-Jazz der Lennie Tristano-Schule ab und dem Hard Bop zu.
Aber der Überlebenskampf ist hart, sie zieht sich völlig von der Musikszene zurück und wird Näherin in einer Kleiderfabrik. Ihre Nachbarn und Arbeitskollegen erfahren erst aus den Nachrufen in den Zeitungen, dass sie vor einem halben Jahrhundert eine internationale Berühmtheit gewesen war.
Niemand wäre an diesem milden Maitag des Jahres 1938 auf den Gedanken gekommen, dass es Jelly Roll Morten schlecht gehe. Sein konservativ geschnittener 100 $ Dollar Anzug sass wie angegossen. Uhrtasche und Ringe waren aus Gold und der berüchtigte, goldgefasste Brillant in einem der oberen Schneidezähne schimmerte wie Gaslicht im Abendnebel.
Die Stille im Kammermusiksaal der Washingtoner Kongress Bibliothek und die blinden Büsten der grossen Komponisten in den Nischen störten Jelly Roll keineswegs. Er fühlte sich unter den grossen Männern und in historischer Atmosphäre durchaus heimisch, hatte doch sein New Orleans Jazz die ganze Welt von Basin Steet bis Buckingham-Palace erobert.
Leitgedanken sind einige Passagen aus dem Buch „Doctor Jazz“. Der Jazzpublizist Alan Lomax weiss Jelly Roll Mortons Story und sein abenteuerliches Leben so spannend zu erzählen, als wäre es die Geschichte des Jazz selbst.
Der heutige Abend ist die Wiederholung des misslungenen Vortrags im Dezember 2017 mit einigen Modifikationen. Der erste Teil handelt von Jelly Rolls Jugendzeit in New Orleans, im zweiten Teil erfahren wir etwas über seine Ansichten zum Jazz und zu seiner Musik.
Alan Lomax
Apéro | ab 19.00 Uhr Weisswein, Orangensaft oder Mineralwasser |
Vorspeise | Kleiner gemischter Salat |
Hauptgang | geschnittenes Rindfleisch Stroganoff mit Butterreis |
Dessert | Caramelchöpfli | Vegetarier | und Liebhaber anderer Gerichte bestellen à la carte | Preis | Fr.48.- pro Person inkl. Apéro und Kaffee nach dem Essen |
Anmeldung | bis 3. Dezember an René Schmutz |